meine Spitalzeit | 8. Woche
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23.6. 32+5 SSW |
Mir geht’s eigentlich wieder ganz gut. Sauerstoff brauch ich etwa gleich viel wie gestern, doch mach ich nicht mehr so viele Abfälle. Am Mittag wurde mir etwas Blut abgezapft um genau zu wissen, ob noch irgendwelche Störefriede in mir hausen… Am Nachmittag war ich dann bei Mami känguruhen, als auf einmal ein Arzt mit einem Ultraschallgerät hereinkam und zu mir wollte. Mamis sagt ihm, er solle später wieder kommen, ich wäre jetzt gerade mit Känguruhen beschäftigt. Der Arzt befand jedoch, er hätte auch seine Termine und könnte nicht umdisponieren. Also musste ich den Kürzeren ziehen und zurück ins Bett L . Der Herr Doktor schmierte mir dann ein kaltes Gel auf meinen Bauch und fuhr mit einem kleinen Gerät mehrmals darüber. Zum Glück war Mami die ganze Zeit dabei und beruhigte mich sofort, wenn ich mal meinen Unbehagen kund tat. Das kam jedoch eigentlich nur ganz selten vor, meist hielt ich ganz brav hin. Später sagte der Arzt Mami, dass er mit mir ganz zufrieden sei, dass sich der Infekt also nicht auf die Niere oder Leber ausgeweitet hat. Die Medikamente gegen meine Blasenentzündung krieg ich nun noch bis heute Nacht, danach sollte es ausgestanden sein.
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24.6. 32+6 SSW |
Traraaaa, ich hab die magische 1,5 Kilo-Grenze geknackt und wiege jetzt 1510 Gramm. Und was haben mir die Ärzte zu dieser Leistung versprochen? Genau, die Beatmung wird abgesetzt. Dies geht jedoch nicht von heute auf morgen, da ich noch drauf vorbereitet werden muss. Erst in 2 – 3 Tagen werde ich dann soweit sein. Vorerst krieg ich mal ne Cortison-Kur und bekomm zusätzlich noch Koffein zur Stimulierung der Atmung. Momentan sättige ich bereits mit 30% Sauerstoff, mache das also gar nicht mal so schlecht! Und was war heute auch noch besonderes los? Mein zweiter Umzug fand statt. Vom Norden gings in den Süden in ein Zweibettzimmer mit Aussicht bis zu den Bergen! Die Krankenschwestern sind hier grösstenteils dieselben wie vorher – so lässt es sich gut hausen.
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25.6. 33+0 SSW |
Heute morgen konnten Mami und Luana nicht kommen, da sie zu einer Frau Doktor für Luanas 2 Jahres-Check gingen. Dafür kam aber wie an jedem Mittwoch der Papi zu Besuch. Er hörte von der Krankenschwester jede Menge Gutes über mich; zum Beispiel, dass ich eine gute Nacht gehabt hätte. Oder aber, dass ich wieder etwas gewachsen bin und nun schon ganze 40 cm messe – bei einem Kopfumfang von 27,5 cm. So langsam mach ich mich, nicht wahr?! Und wenn wir schon am Zahlen bekannt geben sind: Zur Zeit bekomm ich alle 2 Stunden 26 ml Muttermilch zu trinken (oder sagen wir mal in den Magen sondiert). Mami kam mich dann am Nachmittag wie üblich etwas länger besuchen. Diesmal wurden wir jedoch etwas früher als sonst von der Schwester unterbrochen. Ein neues Kind wurde in mein Zimmer gerollt und es mussten umfassende, vertrauliche Tests gemacht werden. Damit die Ärzte ungestört schalten und walten konnten, mussten wir beide das Känguruhen frühzeitig beenden. So ein Pech aber auch, dann kuscheln wir halt morgen wieder ein wenig länger.
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26.6. 33+1 SSW |
Die Schwestern haben mich extra schon heute statt im üblichen 3 Tages-Rhythmus gewogen, damit ich nicht morgen das Wägen und Extubieren am gleichen Tag hätte. Das wäre dann schon ein wenig stressig, das leuchtete uns allen ein. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man meint. Denn der Herr Doktor (ein anderer als gestern) beschloss doch heute Morgen tatsächlich, dass man mir die Beatmung schon heute weg nehmen soll. Jeder Tag ohne künstliche Beatmung sei ein gewonnener Tag, also ran an die Schläuche! Der Clou an der Geschichte: Heute Morgen brachte ich auf einmal nur noch 1485 Gramm auf die Waage. Also hab ich ja eigentlich das Kriterium für die Extubierung – das Mindestgewicht von 1,5 Kilos - nicht erreicht. Trotzdem wollen die Ärzte nun an ihrem Plan fest halten – auf die paar Gramm kommt es ja jetzt nicht mehr an. Kurz vor dem Mittag war es dann soweit: Der Herr Doktor zog mir den Schlauch raus, und ich zeigte allen mit einer 100% Sauerstoffsättigung, wie gut ich das ohne dieses Ding kann. Mami war ganz stolz auf mich – sie durfte entgegen ihrer Erwartung sogar während der ganzen Übung mit dabei sein. Nach mehreren Minuten gings mir dann aber nicht mehr ganz so toll. Apnoen und heftige Bradykardien mit einem Puls von bis unter 50 Schläge gaben sich die Hand. Die Schwestern schauten dem Spiel eine Weile lang zu und benachrichtigten dann den Herrn Doktor, er solle sich dies mal anschauen kommen. Er solle entscheiden, ob ich nicht besser wieder beatmet werden sollte. Der Herr Doktor liess sich jedoch nicht so schnell blicken. Er war gerade anderweitig beschäftigt und der Besuch bei mir ging ihm dann irgendwie unters Eis (wie er Mami später dann so schön erzählte). Bis er dann endlich bei mir auftauchte, ging es mir bereits wieder etwas besser, so dass keine weiteren Massnahmen ergriffen werden mussten. Na da lob ich mir zur Abwechslung mal die Zerstreutheit der Ärzte – die kann manchmal auch ihre Vorteile haben! Wäre der Herr Doktor sofort nach dem Anruf zu mir gekommen, wär ich jetzt womöglich bereits wieder an der Beatmungsmaschine angeschlossen….. Am Nachmittag gings mir dann wieder ziemlich gut. Meine Mami verzichtete aber aus Vorsicht auf das tägliche Känguruhen, damit ich mich nicht doch noch übertue und wieder einen Rückschritt erleide. So ganz ohne Schlauch bin ich jetzt übrigens doch nicht ganz; ich hab ein neues Schläuchlein gekriegt, welches bis in meinen Rachen geht und mich beim Atmen etwas unterstützt. Dieses Rachen C-Pap kenn ich ja bereits; das hatte ich vor dem Beatmen auch schon. Es handelt sich nur noch um eine Atemhilfe, atmen muss ich jedoch schon selber. So ganz alles nehmen sie mir hier doch nicht ab, soll ich das Spital doch mal als „selbständiger“ Mensch verlassen. Bis in die Nacht hinein beobachteten mich die Schwestern weiterhin intensiv. Meine Nasenflügel bebten ab und zu ein bisschen, ein Zeichen dafür, dass ich mich erschöpft haben könnte. Pah, nur immer schön feste an mich glauben, das schaff ich schon!
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27.6. 33+2 SSW |
In der Nacht hatte ich ganz viele Bradys. So ganz ohne künstliche Beatmung merk ich halt erst, wie anstrengend das Atmen eigentlich ist. Und weil mich dies halt schon ein wenig erschöpft, mach ich zwischendurch meine Pulsabfälle. Abgesehen von der Nacht mach ich mich heute aber wieder mal sehr gut. Ich hab kaum mehr Aussetzer und halte mich auch sonst ganz gut. Die Ärzte teilten in der Morgenvisite noch mit, dass meine Blasenentzündung jetzt komplett ausgeheilt sei. Ausserdem sagten sie noch, dass ich nun kein Valium mehr erhalte. Dieses nahm mit während der Beatmung zwar die Schmerzen des in die Lunge eingesteckten Schlauches, machte mich aber andererseits immer ein bisschen träge und schlapp. Vielleicht werde ich nun auch endlich etwas aktiver… Am Abend kam dann wieder Papi känguruhen. Er konnte auswählen, ob er lieber sein quängelndes Töchterchen ins Bett bringen oder mit mir kuscheln wollte. Keine Frage, wofür er sich entschieden hat! Ab heute ist also der Freitag der fixe Känguruh-Kuscheltag für Papi und mich!
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28.6. 33+3 SSW |
Heute gibt’s von mir nicht allzuviel zu erzählen, mit mir ist alles bestens. Für Mami war heute jedoch ein besonderer Tag. Gestern hatte sie auf einmal ganz starke Blutungen gekriegt. Sie hatte ja seit meiner Geburt Blutungen, aufgehört hatten die nie ganz. Doch so stark wie gestern waren die noch nie. Mami telefonierte dann ihrer Frauenärztin, welche meinte, dass die für nächsten Montag geplante Ausschabung am Besten schon auf heute Samstag vorverschoben werden sollte. Da ja Mami ohnehin unters Messer müsse, dann besser gleich schon heute als erst am Montag – unnötig leiden bringt ja nichts. Mami kam mich also wie immer am Morgen besuchen. Wir konnten sogar känguruhen und hatten so richtig Glück – es fand gerade keine Arztvisite statt, bei welcher Mami immer das Zimmer verlassen muss. So konnten wir doch etwas Zweisamkeit geniessen. Am Nachmittag kam dann niemand mehr vorbei. Mami wurde unter Vollnarkose operiert und musste sich anschliessend noch ein wenig schonen. Macht für einmal nichts. Das lass ich den Fünfer gerade sein!
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29.6. 33+4 SSW |
Jetzt hab ich die 1,5 Kilo-Grenze definitiv geschafft, ich bring jetzt sogar schon 1540 Gramm auf die Waage. Und auch vom Atmen her hab ich nur Gutes zu verkünden. Gestern noch brauchte ich etwa 25% Sauerstoff, heute hingegen schon nur noch 23%. Auch mach ich fast keine Atemaussetzer mehr! Da ich mich jetzt so gut mache, haben die Herrn Doktoren entschieden, das Cortison demnächst abzusetzen. Vielleicht mach ich dann wieder mehr Abfälle; das muss jedoch nicht sein. Einige Kinder bleiben nach der Cortison-Kur stabil und schreiben immer gute Werte! Da wollen wir mal schauen, wie ich mich so schlagen werde! Heute Morgen durfte ich übrigens mal wieder baden – dies war bereits das zweite Mal. Mir hat dies ganz gut gefallen: Ich machte dabei so richtig grosse Augen und schaute dem Treiben interessiert zu. Vom Waschbecken aus hat man eindeutig eine andere Perspektive als von meinem gewohnten Bettchen aus. Nach dem Baden durfte ich mich nur mit einem kurzärmeligen Body bekleidet auf dem Kinderbett ausruhen. Die Schwestern lobten mich, wie gut ich die Temperatur halten kann. Ist ja an und für sich auch nicht so schwer, denn draussen herrscht immer noch der schönste Hochsommer! |
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