meine Spitalzeit | 7. Woche
|
|||
---|---|---|---|---|
|
16.6. 31+5 SSW |
Muttermilch mag ich ja eigentlich ganz gerne – doch ab und zu stösst sie mir ein bisschen auf. Heute hab ich immer mal wieder etwas Milch erbrochen. Auch macht mir die Sauerstoffsättigung leicht zu schaffen – hin und wieder hab ich ein paar Abfälle. Die Ärzte wollen mir nun helfen und verabreichen mir bereits zum dritten Mal eine Bluttransfusion…. Und: Diesmal kann ich trotz der Transfusion raus zu Mami – im Kinderbett ist dies mit den vielen Kabelchen ein weitaus kleineres Problem als noch in meiner Isolette. Während unserem Kuschelstündchen haben die Schwestern dann Mami und mir etwas ganz Interessantes erzählt: Die Abteilung G1 Nord, wo ich ja drin liege, wird in ein paar Tagen vorübergehend geschlossen. Man will das Sommerloch überbrücken und Personal sparen. Ich werde auf die andere Seite der Intensivstation nach G1 Süd transferiert. Dort sieht alles genau gleich aus wie in meinem jetzigen Domizil, nur eben seitenverkehrt. Da wird die Umstellung wohl etwas leichter fallen als noch beim letzten Umzug! Dann wurde uns noch etwas anderes gesagt: Die Beatmung wird mir erst abgenommen, wenn ich 1,5 Kilos wiege und so eine weitere wichtige Hürde überwunden habe. Ich soll jetzt mal in Ruhe gedeihen und etwas stabiler werden. Das ist mit dieser Beatmung gar nicht so einfach, denn andauernd hat es wieder Sekret im Tubus und schon fährt meine Sauerstoffsättigung wieder Achterbahn L . Und das soll mir Kräfte sparen helfen?! Da mach ich doch nur umso mehr Abfälle…. Aber die Ärzte werdens schon wissen.
|
||
17.6. 31+6 SSW |
Haltet euch fest: Die Waage hat heute Morgen 1320 Gramm angezeigt. Wenn ich weiterhin so gut zunehme, dann kommt die Beatmung schon nächste Woche weg! Na dann werd ich mir ja alle Mühe geben. Heute war ausserdem ganz hoher Besuch hier – meine vielen Helfer hier nennen dies Chefarztvisite. Der Herr Professor hat Mami zur Begrüssung die Hand geschüttelt und hat sich meine Krankengeschichte angehört (wobei ich ja eigentlich gar nicht krank bin, oder?!). Er hat bedächtig mit dem Kopf genickt und sich dann gleich zum nächsten Patienten aufgemacht. Na immerhin ein Weisskittel, der mich mal in Ruhe lässt und mich nicht irgendwohin piekst! Doch ganz so böse darf ich mit den Ärzten auch nicht sein, haben sie mir doch schon mehr als einmal aus der Patsche geholfen! Und heute hat auch eine Frau Doktor meiner Mami weiter geholfen. Eine etwas längere Geschichte, doch ich erzähle sie euch gerne, denn sie hat schlussendlich auch was mit mir zu tun! Mami musste gestern zur Routineuntersuchung 6 Wochen nach der Geburt. Ihre Ärztin war jedoch nicht ganz so zufrieden mit ihr oder besser gesagt ihrer Gebärmutter. Denn dort drin hatte es offenbar immer noch kleinere Rückstände von der Plazenta, welche verkalken und infektiös sein könnten. Nun muss Mami eine Woche lang ein Medikament schlucken, welches helfen soll, die Gebärmutter „auszuputzen“. Die Frauenärztin meinte noch, die Muttermilch könne dann etwas zurück gehen – für mich wäre das Medikament jedoch ungefährlich. Es würde den stillenden Frauen ja auch immer verabreicht und es gäbe nie Probleme damit. Mami hat sich dann zu Hause zur Sicherheit dennoch die Packungsbeilage vorgenommen und dort einen gaaaaanz interessanten Hinweis gelesen: „In der Stillzeit darf M. nicht eingenommen werden. Der in M. enthaltene Wirkstoff tritt in die Muttermilch über. In einigen Fällen wurde über Nebenwirkungen bei Säuglingen berichtet, deren Mütter über mehrere Tage mit M. behandelt worden sind. Diese bestanden in einer Erhöhung des Blutdruckes, einer Verlangsamung oder Beschleunigung des Pulses sowie im Auftreten von Erbrechen, Durchfall, Unruhe oder Krämpfen…..“ Mami traute der Sache dann doch nicht so ganz und fragte extra eine Frau Doktor aus meiner Abteilung um Rat. Diese machte sich noch schnell in einem Buch kundig und legte Mami dann nahe, dieses Medikament nicht weiter zu schlucken. Sonst müsste die ganze Muttermilch der nächsten Woche verworfen werden, was mich sehr traurig gestimmt hätte. Denn Mamis Milch ist die Beste, daran gibst nichts zu rütteln! Also hat die Frau Doktor die Arztpraxis von Mami angerufen und sich nach einem alternativen Medikament erkundigt. Nun muss Mami dieses einmalig schlucken und nur die nächste abgepumpte Milch ausgiessen. So ist es machbar, damit kann ich leben.
|
|||
18.6. 32+0 SSW |
Ich hab immer noch viele Apnoen und Bradykardien, und ich fühl mich insgesamt etwas schlapp. Um mich etwas aufzumuntern, hat mich Mami heute mal wieder in Känguruhstellung genommen. Zwar mit Body, es war aber auch ohne den direkten Hautkontakt wunderschön. Das machen wir morgen wieder! Mami hat heute übrigens all ihre tiefgefrorene Muttermilch mitgebracht. Einen Teil davon krieg ich gleich sofort, da Mami die frische Milch wegen dem Medikament verwerfen musste. So aufgetaut schmeckt die Milch auch noch ganz gut – sie ist fast so lecker wie Frischmilch J . Die Schwestern geben mir jetzt alle 2 Stunden 22 ml Muttermilch. Mmmmh, lecker, da leg ich schön brav an Gewicht zu.
|
|||
19.6. 32+1 SSW |
Die Krankenschwester hat Mami und mir erzählt, dass gestern der Beatmungsdruck erhöht wurde. So fällt mir das Atmen noch etwas leichter und ich mach viel weniger Sättigungsabfälle. So ganz hören die zwar nicht auf, aber es sind weniger geworden als auch schon. Am Nachmittag wars in meinem sonst gemütlichem Zweibettzimmer recht stressig. Ein grösserer Junge kam neu in mein Zimmer. Noch am selben Tag wurde er operiert; die Schwestern hatten ganz viel zu tun mit ihm. Wie ist das wohl, wenn ich mal so gross bin wie dieser Bub? Ich kann mir das noch gar nicht so richtig vorstellen!
|
|||
20.6. 32+2 SSW |
Heute wäre wieder mal das Gewichtmessen an der Reihe. Es geht mir aber immer noch nicht so ganz gut, weswegen die Schwestern denn Messtag auf morgen verschoben haben. Ich fühl mich insgesamt etwas matt und mach wieder vermehrt Apnoen und Bradykardien. Die Ärzte dachten sogleich an einen Infekt untersuchten mich gründlich. Sie durchleuchteten mich mit so einem ganz komischen Gerät, welchem sie Röntgenkasten sagen. Am Nachmittag lagen bereits die Ergebnisse vor. Zum Glück hab ich keinen grossen Infekt erwischt, es war nichts Frappantes auszumachen. In meinem Körper hats jedoch etwas mehr Abwehrkörper als üblich, aber noch nicht in beunruhigender Menge. In meinem Urin wurden jedoch Bakterien gefunden. Nun wollen sie mich noch mal testen, um sicher zu gehen, dass die Probe auch steril war. Auf dem Röntgenbild haben die Ärzte noch was anderes entdeckt: in meiner Lunge hat es Flüssigkeit; der Herr Doktor nennt dies aspirieren. So kann meine Lunge nicht ihre Höchstleistung erbringen und aus diesem Grund brauch ich momentan wieder 30 – 40 % Sauerstoff. Nun krieg ich Medikamente gegen die Wassereinlagerungen in meinem Körper.
|
|||
21.6. 32+3 SSW |
Heut hab ich wieder mal ganz viel zu erzählen. Zum einen mal das Gewicht: Ganze 1470 Gramm bring ich jetzt auf die Waage. In nur 4 Tagen hab ich satte 150 g zugenommen! Und zum anderen die Geschichte mit den Bakterien in meinem Urin: Auch die zweite Probe zeigte Bakterien an. Nun steht also fest, dass ich eine Blasenentzündung (einen Urininfekt) habe L . Gefährlich wird dies vor allem, wenn sich der Infekt auf die Niere und die Leber ausbreitet. Bei mir wurde die Entzündung jedoch sehr früh entdeckt, wodurch die Ärzte eigentlich fest davon ausgehen, dass bis jetzt nur die Blase in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nun krieg ich mal wieder eine Infusion mit den geeigneten Medikamenten. Mit dem Sauerstoff geht’s heute noch nicht besser, vielmehr sogar ein wenig schlechter als gestern. Ich brauch schon 40 – 50% Sauerstoff, damit ich eine genügend hohe Sättigung im Blut habe. Und somit ist auch schon klar, dass die Beatmung nicht jetzt schon fort genommen werden kann, auch wenn ich demnächst die magischen 1500 Gramm wiege. Zuerst muss der Infekt weg und die Atmung besser werden.
|
|||
22.6. 32+4 SSW |
Ui, heute hab ich euch wieder etwas ganz Tolles zu erzählen: Zum ersten Mal durfte ich bei Papi statt bei Mami in Känguruhstellung kuscheln gehen. Mami brauchte heute mal unbedingt ein Mittagsschläfchen und so hat sie den Papi zu mir geschickt. Ich kann mich nicht beklagen. Mir hats gefallen, das sollten wir öfters wieder machen. Mami ist in letzter Zeit etwas müder als auch schon. Schuld daran ist hauptsächlich meine grosse Schwester, welche neuerdings am Abend nicht mehr einschlafen will. Und wenn sie mal mitten in der Nacht aufwacht, dann ist sie ganz ausser sich und sucht laut weinend die Nähe von Mami und Papi. In deren grossen Bett schläft sie dann beruhigt wieder ein, im Gegensatz zu Mami und Papi, welche mit diesem ungewohnten, unruhigen Gast im Bett nur noch oberflächlich schlafen können, wenn überhaupt. Vielleicht ist es die drückende Hitze, vielleicht aber auch die allgemeine Unruhe in meiner Familie in letzter Zeit. Mami läuft schon seit Tagen mit ernster Miene rum, Luana hat bestimmt auch mitgekriegt, dass irgend etwas zur Zeit nicht mehr so ist, wie es sein sollte. Ich jedenfalls kann mich nicht beklagen, schlaf ich doch meistens bestens! Sauerstoff brauch ich übrigens jetzt nur noch 30 – 40%, also wieder deutlich besser als gestern. Ich bin wieder auf dem aufsteigenden Ast!
|
|||
nach oben | > 8. Woche |