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meine Mami spricht    

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21.3.2004

Heute wurde Remo getauft. Wir hatten alle einen schönen Tag - auch wenn der Himmel nicht strahlend blau war - immerhin hat sich der Regen bis am späten Nachmittag zurück gehalten und wir wurden nur gaaaanz wenig nass. Uh, bin immer noch ganz voll vom vielen Essen. Und ihr merkts sicher, ich schreibe völlig wirr.

Der Tag war alles in allem ganz schön. Remo hat es natürlich geschafft, sich genau heute Morgen noch schnell im Gesicht zu kratzen. Nun gibts halt Erinnerungsfotos mit Kratzer im Gesicht.

meine Taufe

Heute im Gottesdienst hatten sie das Thema Taufe. Es wurden gleich 6 Taufen vollzogen und entsprechend viele Kinder waren in der Kirche. Ihr könnt euch ja mal vorstellen, welche beiden Kinder man während der Messe vor allem gehört hat. Ja, mein lieber kleiner stiller Remo wollte wohl irgendwie schlafen und hat mir dies die ganze Zeit erzählt.... Zum Glück ist seine Stimme wegen der kranken Lunge nicht so ganz laut, aber laut genug um mich und die Leute um mich herum zu unterhalten. Und Luana ist jetzt wohl auch bei jedermann aus unserer Gemeinde bekannt. Sie hat zusammen mit der Pfarrerin die Rede gehalten - wenn mal die Pfarrerin das Wort absetzte, sprach dafür meine Grosse weiter. War halbwegs peinlich, halbwegs aber auch lustig. Kinder sind halt so, was will man schon? Nach der Predigt legte ich meinen Kleinen in den Kinderwagen und keine 10 Sekunden später hing er schon im Reich der Träume.

Das Schönste an der Taufe war jedoch, dass der Nonno von Remo extra für die Taufe zu uns gekommen ist; schnell 1000 km mit dem Auto (südlich von Rom bis Bern), ist schon ne halbe Weltreise. Hab mich ja soooo gefreut und konnte es fast nicht glauben, dass er wirklich kommt. Die Nonna konnte nicht auch kommen, denn jemand muss sich um ihre vielen Tiere auf dem Bauernhof kümmern.

 

 
20.4.2004

Ich komm jetzt langsam in eine sentimentale Phase, denn ich weiss noch genau, was vor einem Jahr war. Da bekam ich eine leichte Blutung und ständig dieses mühsame Ziehen im Rücken, ab und zu auch noch nen harten Bauch. So früh in der Schwangerschaft können dies ja unmöglich echte Wehen sein, also hab ich auf die Zähne gebissen und gehofft, dass es wieder besser werden würde. Dummerweise war auch noch gerade Osterzeit und ich wollte wegen meinen kleinen Beschwerden nicht ins Spital, denn ein Notfall war ich ja nicht. Dann kam der Ostermontag, meine Rückenschmerzen nahmen zu. Und in der Nacht hatte ich schon alle paar Minuten diesen harten Bauch. Ausserdem gings mir auch sonst nicht so gut - Luana hatte gerade eine Grippe durchgemacht, ich war auch etwas am grippelen. Am Osterdienstag dann, das war der 22. April, ging ich am Morgen als erstes gleich zu meiner Frauenärztin, denn da wusste ich, dass dies nun wirklich Wehen waren. Trotzdem nahm ich das ganze noch nicht soooo ernst, denn bis zur Geburt sollte es ja noch 4 Monate gehen.
Nichts da, die Frauenärztin schickte mich umgehend ins Frauenspital und kondolierte mir schon fast. Sie hatte in der Untersuchung selber schon fest gestellt, dass ich erstens einen Infekt hatte und zweitens mein Muttermund schon 2 - 3 cm offen stand. Ich verstand die Welt nicht mehr.
Im Spital musste ich dann sofort auf den Schragen liegen und von da an durfte ich keine Sekunde mehr aufstehen. Von null auf war ich bettlägerig. Dann folgte eine Menge Untersuchungen und alle hatten sie diesen ''Es tut mir leid''-Blick. Sie sprachen schon von Seelsorgerin etc., dabei wollte ich mein Baby doch erst in ein paar Monaten auf die Welt bringen. Hab den Ernst der Lage immer noch nicht so ganz begriffen, das ging mir auf einmal viiiiel zu schnell.
Dann kam die Kinderärztin und erzählte mir, dass sie hier in der Schweiz den Frühchen erst ab der 26. SSW weiter helfen, die Jüngeren lassen sie quasi in Frieden sterben (ausser sie hätten einen grossen Lebenswillen). Und ich war doch erst in der 23+6 SSW. Mein Baby hätte erst eine Chance von etwa 20% wenn es jetzt schon kommen würde - es sähe alles nicht wirklich rosig aus. Ich sah bei diesen Prognosen zum Fenster raus und erblickte den schönsten Regenbogen über den Dächern von Bern und klammerte mich an dieses Symbol der Hoffnung.

Am nächsten Tag jedoch hab ich nicht mehr an unser Glück geglaubt. Im Ultraschall konnte man sehen, wie mein Muttermund effektiv offen stand und die Fruchtblase schon unten raus drückte. Die Ärztin hatte wieder diesen traurigen Blick und ich liess mich voll anstecken. Hab dann meinen Mann angerufen und ihm gesagt, dass es um unser Baby sehr schlecht stünde und ich es vermutlich verlieren würde. Am anderen Ende der Leitung war es totenstill, mein Mann war nur noch geschockt. Am Abend hab ich mein ganzes Essen wieder erbrochen, es ging mir wirklich nicht sonderlich gut.

Wie auch immer, mein Kleiner sollte es doch noch 2 Wochen in meinem Bauch aushalten und kam dann für mich unerwartet früh, aber dennoch munter zur Welt. Eigentlich hatte ich mir fest in den Kopf gesetzt, wenn es sein sollte, dann würde ich wochenlang im Spital bleiben. Bis zum Juli wollte ich es mindestens schaffen.

Es kam dann anders, den Rest der Geschichte kennt ihr ja.

So, das musste ich jetzt auch mal loswerden. Hab beim Schreiben gleich ein wenig geheult, bin jetzt gerade so sentimental. Aber muss das auch mal aufarbeiten. Was wäre, wenn ich früher zum Arzt gegangen wäre. Eine Frage, die mir niemand beantworten kann und mit der ich fertig werden muss.

 

 
30.4.2004

Letzten Winter kam doch auf einmal die Sache mit Remos Schiefhals hinzu und dass er eventuell eine Blockade im Halswirbel hätte. Es fiel dabei auch der Begriff KISS-Syndrom und mir wurde geraten, mit Remo zu einem Chiropraktiker zu gehen.
In den darauffolgenden Wochen glich sich der Schiefhals dank der Physiotherapie weitgehend wieder aus. Ein bisschen hielt er seinen Hals zwar immer schief, aber das lag alles noch im Rahmen. So vertagte ich das mit dem Chiropraktiker erstmal - Mein Kleiner hatte schon soooo viele Visiten hinter sich, dass ich die Unnötigen bleiben lassen wollte.

Nun gab mir Remos Entwicklung in letzter Zeit etwas zu denken. Es kann ja nicht sein, dass er im November noch zeitgemäss entwickelt war und dann auf einmal in der Entwicklung quasi stehen blieb. Remo dreht sich ja immer noch nicht - er hasst es, auf dem Bauch zu liegen, will immer nur auf dem Rücken sein. Und in der Rückenstellung ist es ja klar, dass wir keinen Schritt weiter kommen. Er dreht sich ja nicht, sitzt nicht, robbt nicht, krabbelt nicht, steht nicht, läuft nicht, spricht nicht usw. Seit Monaten gehen wir alle 2 Wochen in die Physio und turnen auch zu Hause fleissig weiter. Aber ich komm mit Remo keinen Schritt weiter, er kann sich partout nicht mit der Bauchlage anfreunden und sieht auch keinen Reiz darin, sich zu drehen.

Dann ist mir dies mit dem eventuellen Vorliegen eines KISS-Syndroms wieder eingefallen. Und was les ich: Da wurde grösstenteils Remos Verhaltensmuster rezitiert. Will nicht auf dem Bauch liegen, ist im Nacken sehr druckempfindlich, zeigt leichten Reflux (ja, Remo spuckt immer noch ab und zu), überdreht sich im Rücken, hat nen leichten Schiefhals, kann den Kopf auf eine Seite nicht richtig durchdrehen, ist entwicklungsverzögert....

Das muss es sein, das wird der Grund sein, wieso sich Remo nicht weiter entwickelt.

Hab dann auch gelesen, dass sich dieses Syndrom durch die Physiotherapie nicht beseitigen lässt. Ebenso wenig verschwindet es von alleine. Wird es nicht therapiert, dann gibts später ein KIDD-Syndrom aus: Diese Kinder sind eher hyperaktiv, können dem Unterricht schlecht folgen, schreiben undeutlich usw. Und Remo trägt wegen seiner Frühgeburtlichkeit diese Risiken sowieso.

Also hab ich heute Morgen in der Physiotherapie den Begriff KISS-Syndrom wieder erwähnt, die Therapeutin hat sich die Beweglichkeit des obersten Halswirbels noch mal angeschaut und mir dann bestätigt, dass dort effektiv eine Blockade vorliegen würde.

Deshalb werd ich beim nächsten Arztbesuch nach einer guten Adresse fragen. Den Chiropraktiker, den sie mir vom Spital aus empfehlen, liegt 2 Zugstunden entfernt von mir. Ist mir schon fast zu weit weg. Mal schauen, ob mir mein Kinderarzt jemand anderen empfehlen kann. Dann wart ich auch noch Remos nächste Entwicklungskontrolle im Spital ab. Dort wird er alle halbe Jahre untersucht; das nächste Mal am 24. Mai. Und dann wird gehandelt.

Stellt euch vor: Es braucht dann nur 1 oder maximal 2 Sitzungen und schon ist alles wieder in Ordnung!

 

 
5.5.2004

Unser Tag heute war ganz gut. Bis am frühen Nachmittag bin ich Arbeiten gegangen, wenn man dem so sagen kann. Ich war im Büro und bin ständig von einem Forum zum anderen schauen gegangen, hab immer wieder Mails abgerufen, von Arbeiten kann hier nicht die Rede sein. Heute ist nämlich wieder mal Mittwoch und Mittwoch ist bei uns Papitag. Dann muss mein Mann unsere beiden Kinder betreuen, damit er auch eine Ahnung hat, was wir den lieben langen Tag alles leisten. Er ist nach diesen Tagen jeweils ganz geschlaucht, dabei macht er ja nicht noch die Wäsche dazu, muss nicht putzen, nicht noch einkaufen gehen usw.

Wenn ich heute Remo zuliebe zu Hause geblieben wäre, dann weiss ich genau, wie dies dann mit der Aufgabenteilung abgelaufen wäre. Klar hätte ich zu den Kindern geschaut, klar hätte ich das Mittagessen gemacht. Ist also nur gut, dass ich arbeiten gegangen bin.

Kurz nach drei Uhr gings dann nach Hause. Die Kinder geholt und allesamt zur Gotte (Patentante) gefahren und ein wenig gefeiert!
Danach fuhren wir wieder nach Hause - durch grausam kaltes Regenwetter (biberbiber, war etwa 7 Grad kalt).

Zu Hause gabs dann Abendessen (auf die Schnelle) und anschliessend meine leckere Rüeblitorte.
Und schon gings ans Geschenke-Auspacken. Remo mochte am liebsten die Geschenkbänder; an denen konnte man so schön ziehen und sie durch den Mund ziehen. Warum haben wir ihm eigentlich noch Sachen eingepackt, mein Kleiner ist ja schon mit dem Band alleine zufrieden Die Geschenke hat selbstverständlich Luana ausgepackt - und wollte die Babysachen am liebsten selber haben. Sie ist jetzt manchmal auch wieder ein Baby; Banane isst sie ja nur noch als Brei, und ich muss sie erst noch futtern wie ein Baby

Und das wars dann auch schon. Meine Schwester hat am Abend noch angerufen und sich entschuldigt, dass sie nicht zu Besuch gekommen sei. Ihr Baby (ist ein halbes Jahr jünger als Remo und schon längst grösser und vor allem schwerer als er) hat ne Kehlkopfentzündung mit ner leichten Bronchitis. Ist rücksichtsvoll, dass sie nicht zu Remo gekommen ist, will nicht schon wieder ins Spital.

So, nun ist Remos erster Geburtstag schon fast zu Ende. Und auch unser Hochzeitstag. Der geht irgendwie völlig unter, mein Mann hat ja nicht einmal daran gedacht.

 

 
         
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