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16.2.2006 |
Seit 3 Tagen bin ich nun mit Remo in Hörtherapie. Das 'bin ich' hab ich richtig ausgedrückt, denn die Mütter kriegen auch gleich Kopfhörer aufgebrummt, damit sie mithören, was ihre Kinder so zu hören kriegen. Das sind dann 2 Stunden lang Mozart und gregorianische Klänge. Tönt an sich ja gut - der Haken: Es wurde alles neu gemischt. Alle paar Sekunden ändert wieder irgendeine Einstellung: Mal der Bass lauter, mal ein Bläser, mal ein Horn, oder was auch immer. Das ist an sich schon anstrengend. Kommt dazu, dass die Therpeutin dann noch mit uns redet, wir die Musik quasi ausblenden und uns voll auf das Gespräch konzentrieren müssen. Uaaah, nach den 2 Stunden bin ich immer völlig k.o. Hab mich jetzt noch an den Computer geschleppt, um zu schauen, was hier so läuft und um zu berichten, aber danach geh ich schön artig ins Bettchen (na ja, will aber erst noch lesen, was hier so ablief die letzten Tage).
Remo macht ganz brav mit. Hab mich schon am ersten Tag erstaunt, wie brav er den Kopfhörer anbehalten hat. Nichts von wegzupfen, er behielt ihn einfach drauf. Bin ganz stolz auf ihn!
Eigentlich wäre es eine ganz praktische Sache für mich. Zuerst bleib ich noch ein bisschen bei Remo zur Angewöhnung, danach verkrümele ich mich aufs Sofa ins Nebenzimmer und lese dort gemütlich meine Zeitung, schlürfe einen Tee und geniesse die Ruhe. "Geniesse" aber eben eigentlich nur in Anführungszeichen, da das permanente leichte Störgeräusch im Ohr doch im Unterbewussten recht anstrengend ist.
Bin jetzt auf die nächste Woche und vor allem auf die Fortschritte gespannt. Die Therapeutin sagte mir heute noch einmal, Remo wird gewaltige Fortschritte machen: Bei der ganze Koordination, beim Gleichgewicht und bei der Sprache. Bis jetzt ist mir noch nichts gross aufgefallen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ab nächster Woche kriegt Remo dann ein anderes Hörprogramm als ich - ein auf ihn Spezialisiertes. Mal sehen, was wir dann so erleben.
Und hier gleich noch ein Bild mit Remo und seinem Kopfhörer. Das Stirnband dient glaub ich vor allem der 'Ablenkung' - Remo lässt es sich auch jedesmal ganz schön brav anziehen.
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20.2.2006 |
Oh ja, wir kommen vorwärts! In der Entwicklung wie auch in der Sprache. Und dabei haben wir ja jetzt erst die Hälfte der Therapie nach Tomatis hinter uns!
Seit vorgestern kriegt Remo nun speziell auf ihn zugeschnittene Musik zu hören. Und seit dann redet er Wörter, die ich nie zuvor aus seinem Mund gehört habe. Und er plappert Wörter nach, die wir sagen und trifft sie vor allem - Das war ja bisher das Hauptproblem, dass er zwar reden wollte aber nicht konnte. Ich glaube, die Therapie tut ihm so richtig gut! Neu kann er jetzt z.B. auch die Buchstaben f und ch, sch und auch s sagen - sogar den i kriegt er hin!
Auch in der Entwicklung macht er gerade einen Sprung. Neu trinkt er selber aus dem Glas (hält es selber), neu kann er ein paar Stufen frei runter gehen (das ging bisher nur mit festhalten), und neu will er jetzt sogar in seinem Kinderbett schlafen. Bisher war noch das Babybett in seinem Zimmer - darin war es ihm wohler, obwohl er da ja eingesperrt war und nicht raus konnte. Vorgestern wollte er auf einmal aus freien Stücken im grossen Bett schlafen - na wenn das kein Zufall ist.
Tschüss Babylein, ab sofort hab ich einen grossen Jungen!
Mal schauen, was die Therapie sonst noch so alles bringt. Morgen muss ich nun eine Stunde früher hingehen und dann 'der kleine Prinz' auf Band sprechen. Die Therapeutin verwendet dann meine Stimme für die weiteren Stunden.
Ich selber hab mich mittlerweilen so an die Musik mit den Störgeräuschen gewöhnt, dass ich schon fast süchtig danach bin! Jeden Tag 2 Stunden lang hinhocken, die Musik hören und Zeitung lesen, dass muss einfach sein! Auf ein Neues heute Nachmittag.
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27.2.2006 |
Willkommen zurück im 'normalen' Leben. Endlich bin ich nicht mehr jeden Tag 3 - 4 Stunden am Stück weg von zu Hause, endlich kann ichs mal wieder etwas ruhiger nehmen. Es tat zwar auch gut, einfach nur hinzusitzen und Musik zu hören - trotzdem war dieses tägliche Organisieren stressig. Wann müssen wir losfahren, wer schaut zu Luana, und und und. Zeit fürs einkaufen oder so blieb kaum mehr, Zeit für mich schon gar nicht. Deshalb hab ich mir jetzt heute morgen Zeit für mich allein genommen und ausführlich Wissensduell gespielt. Bin voll süchtig.....
Nun ist erstmal 1 Monat Pause angesagt, dann geht es wieder von vorne los, wenn auch nur 1 Woche statt 2 Wochen wie bis jetzt.
Remo hat in der 1. Woche riesige Fortschritte gemacht, hab ja davon berichtet. Danach wars dies aber grösstenteils auch schon - Er hat in der 2. Woche nicht gross Neues dazugelernt. Vielleicht musste er auch erst mit den grossen Veränderungen der 1. Woche zurecht kommen oder vielleicht hab ich nach den ersten Ansätzen auch zu viel erwartet.
Jetzt schauen wir mal, wie er in den nächsten Wochen voran kommt. Reden kann er ein bisschen besser als vorher, aber alles in allem immer noch sehr schlecht und mit einem bescheidenen Vokabular. Immerhin hat er anfangs 2. Woche schon seinen ersten 3 Wort-Satz gesagt (seither aber nicht mehr). Der lautete: Bett Papa düss (für tschüss), was soviel heisst wie: ich geh jetzt ins Bett, Papa, tschüss.
Ab Sommer etwa werden wir mit Remo dann Logopädie starten, da er an seiner Aussprache unbedingt noch feilen muss, dort hat er die grössten Defizite insgesamt.
Ach ja, und noch was, die ganze Organisiererei der letzten 2 Wochen hat mich in einem gewissen Sinn an die Zeit vor fast 3 Jahren zurück erinnert. Da war ich auch den ganzen Tag lang ausser Haus, musste immer schauen, wohin ich Luana geben konnte. Nur waren die Umstände diesmal anders: Damals erhielt ich Unterstützung von vielen Seiten her. Diesmal musste ich mir alles selber erarbeiten. Immerhin war die Luana diesmal nicht so schwer eifersüchtig, dass ich immer mit Remo unterwegs war und sie derweil anderweitig betreut wurde. |
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4.4.2006 |
Morgen gehts nun schon wieder weiter mit der Hörtherapie . Diesmal sinds nur 8 Tage, aber immerhin, wieder 8 Tage, wo ich nachmittags ein paar Stunden ausser Haus bin, Luana immer irgendwo unterbringen muss, und dann abends nur noch k.o. ins Bett sinke. Kann sein, dass ihr jetzt ein paar Tage Ruhe vor mir habt .
Bin jetzt auf den zweiten Teil der Hörtherapie gespannt, und vor allem auf die Ergebnisse. Denn das, was der erste Teil bisher gebracht hat, war grandiooooooos. Mein Kleiner redet endlich, endlich ist der Knoten geplatzt! Und er spricht jetzt auch so, dass ihn auch andere Leute verstehen und ich nicht dauer-dolmetschen muss. Bis vor wenigen Monaten konnte er keine 20 Wörter sprechen, man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Keine 20 Wörter. Was war das schon. Ein paar Tierlaute, das übliche Mama und Papa. Viel mehr nicht. Er konnte nicht reden. Mit dem Wortschatz ging dies im Alltag nicht. Remo verstand viel, aber das Reden war ja das Hauptproblem.
Und nun, ich kanns fast nicht fassen. Ich schreib immer auf, was er Neues sagt. 5 - 10 neue Wörter pro Tag sind keine Seltenheit. Und jetzt kann es auch mal schon ein viersilbiges Wort sein. Zum Beispiel 'Rägeboge' oh ja, den haben wir hier gestern gesehen. Den Regenbogen, unser Lebenssymbol.
Oder vor 3 Tagen: Da kam Remo zu mir und sagte: ''Luege, luege, Trinke Bode''. Er kam, um mir zu sagen, ich müsse schauen (lugen = unser Schweizer Wort für schauen), er hätte das Trinken auf den Boden verschüttet. Das ist NEU, er kommuniziert mit mir. Kann es immer noch nicht so richtig wahr haben.
Wobei, jetzt muss ich das ganze doch in die richtige Relation setzen: Remo redet an sich immer noch sehr wenig. Er kommt ja fast nicht dazu neben der dauerquasselnden Luana. Aber eben: es kommt, er ist auf dem besten Weg dazu. Und es kann ja nur noch besser werden.
Hab mir zwischenzeitlich schon fast gedacht, Remo wird nie richtig sprechen können, so gross war sein Rückstand zu den Gleichaltrigen. Aber jetzt bin ich wieder auf dem richtigen Weg, es kommt gut. Nicht leicht, aber es kommt gut. |
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13.4.2006 |
Willkommen zurück im Alltag. Was bin ich froh, ist diese Staffel der Hörtherapie nun vorbei und der Alltag hat mich wieder. Das war eine seeeehr intensive Zeit, die mich physisch und psychisch ziemlich gebraucht hat. Ich war jeden Abend k.o., doch mal schön der Reihe nach.
Diesmal dauerte die Hörtherapie nur noch 8 Tage. Wir starteten letzten Woche am Mittwoch und schon auf dem Weg dorthin gabs die erste Hürde zu meistern. Es schneite , und das im April. Vom Parking bis zur Praxis sinds 10 Minuten, und Remo und ich haben uns in der kurzen Zeit eine wunderbare Erkältung geholt, denn wir waren in Frühlingskleidern (Regenschutz) und nicht mehr in der Winterausrüstung. Das fing ja schon mal gut an.
Dann war auch die Therapie diesmal etwas anders. Das letzte Mal waren wir so gut wie immer alleine. Diesmal waren immer auch noch andere Kinder zugegen, so dass Remo ein paar mal etwas zurück stecken musste. Die anderen Kinder waren alle mindestens 5 Jahre älter als mein Kleiner und waren für Remo keine Spielkameraden. Mein Kleiner spielt ohnehin eigentlich noch nicht mit anderen Kindern, guckt ihnen aber gerne zu. Bei den Gesellschaftsspielen der Grossen gabs aber nicht sooo viel für ihn zu gucken. So fühlte er sich vielleicht manchmal etwas alleine. Die Kinder sind in einem separaten Kinderzimmer untergebracht, wo sich die Therapeutin abwechslungsweise um sie kümmert. Und nun hatte sie eben nur ab und zu Zeit für Remo.
Und dann war Remo zu Hause auch anders, als in der ersten Staffel. Er war vom ersten Tag an völlig überdreht, alberte am Abend immer nur noch rum und testete die Grenzen aus, wo er nur konnte. Was heisst da schon Grenzen, es gab für ihn vermutlich gar keine Grenzen mehr, denn wenn wir ihn zurecht wiesen, grinste er uns nur ganz frech an und machte erst recht dort weiter. Dinge die Kellertreppe runterschmeissen, den Trinkbecher auf den Boden werfen, das Essen hinterher, mit der Steckdose rumspielen, Gegenstände (wie Farbstifte oder so) den Wänden nach ziehen, einfach nur herrlich war dies. Und so gings es jeden Abend fort. Remo war vermutlich mit zu vielen Reizen stimuliert, da musste er sich zu Hause immer abreagieren.
Kam dazu, dass meine Grosse abends natürlich auch immer müde ist und nur noch kontraproduktiv wirkte. Was Remo gewöhnlich viel zu leise ist (mit seiner leisen Stimme), holte Luana jeden Abend doppelt bis dreifach nach. Puh, das ging zu und her bei uns. Das Ganze hatte natürlich zur Folge, dass ich dauermüde war. Am Morgen gings noch so. Da hatte ich ein wenig Gelegenheit, etwas vom Chaos des Vortages aufzuräumen, wozu ich am Abend jeweils keine Energie mehr hatte. Auch musste noch das Dringlichste erledigt werden: Wäsche, einkaufen und was auch immer. Dann kam auch schon die Mittagszeit, kochen, essen, Remo ins Bett bringen mit dem Wissen, dass er ohnehin nicht schlafen wird (aber immerhin ist er jeweils eine Stunde ausser Gefecht), und in der Zeit dann was mit Luana machen, damit sie sich nicht ganz vernachlässigt fühlt (z.B. einen Löwen basteln, iiiih, das kann ich doch nicht, am Schluss wars dann ein Chamäleon, aber sie war damit auch zurfrieden ). Und schon war es wieder 3 Uhr und Zeit, aufzubrechen.
Auf die Dauer könnte ich so nicht Leben. Ständig auf Achse, auch am Wochenende.
Fortschritte hat Remo in den letzten 8 Tagen eigentlich keine grossen gemacht. Er hatte ja auch nicht richtig Gelegenheit dazu. Musst ja den Clown spielen und Sachen machen, die er nicht dürfte. Hier hab ich das Gefühl, dass Remo jetzt erst mal alles verdauen muss und sich dann nach und nach wieder neue Sachen ergeben.
Und dann war da noch das Schlüsselerlebnis dieser Runde. Remo hörte nebst der Mozartmusik und den gregorainischen Gesängen auch jedes Mal eine Stunde lang meine Stimme: Den kleinen Prinzen, welchen ich auf Band (oder wohl eher CD) gesprochen hatte. Lange Zeit hörte er meine Stimme im Hochfrequenzbereich, genau so, wie er sie im Mutterleib hörte. Dadurch sollte er die letzten 3 Monate der Schwangerschaft nachholen, welche er ja im Spital statt in meinem Bauch erlebte. Vorgestern hatte er dann seinen ergreifenden Moment. Ihm wurde eine Stunde lang mein Band vorgespielt. Zu Beginn sehr gefiltert (wie immer), dann wurde immer wie mehr heruntergeschraubt, so dass Remo am Schluss meine ganz normale Stimme hörte. Der ganze Vorgang nennt sich die akustische Geburt, es war für meinen Kleinen von der Stimme her gesehen so, wie wenn er noch einmal auf die Welt gekommen wäre. Und was macht mein Kleiner? Er sass da, hörte ganz andächtig zu, sagte ab und zu 'Mama', später gar nichts mehr, und dann fing er an zu heulen. Wortlos, einfach nur so. Die Tränen liefen ihm herunter, er musste da ziemlich viel verarbeiten. Wahrscheinlich war die Geburt nicht so ein berauschendes Erlebnis für ihn gewesen, und jetzt musste er es noch einmal durchleben. Ich schlucke auch gleich mit, mich hat es auch bewegt. Nach der Geburt wurde er mir sofort weg genommen und hatte lauter fremde Leute um sich herum. Mir war dies ja klar, so konnte ich mich darauf einstellen und damit umgehen. Aber für Remo war dies offenbar ein traumatisches Erlebnis gewesen. Vielleicht erinnerte er sich auch an die ganze Zeit nach der Geburt zurück, die vielen Sachen, die er erleiden musste. Wie viel er die ersten Wochen entbehren musste. Ich glaube, da ist noch viel, das Remo verarbeiten müsste.
Als mein Kleiner heulte, bin ich zu ihm gegangen und hab ihn fest an mich gedrückt. Diesmal konnte ich bei ihm sein, diesmal wurde er mir nicht weg genommen.
An dem Abend war Remo wie immer aufgedreht, aber auch ein total gebrochenes Männchen. Ich durfte ihm nicht 'nein' sagen, schon weinte er wieder. Auch hatte er am nächtsen Morgen totale Trennungsangst. Als mein Mann mit dem Auto fort fuhr, fing Remo wieder an zu weinen. Auch das ging mir wieder ziemlich unter die Haut.
Gestern war dann der letzte Tag der Therapie. Remo hörte wieder meine Stimme. Und nach einem Weilchen waren wir wieder dort, wo wir vorgestern schon waren. Remo hat wieder geheult, wieder kamen die Erinnerungen zurück. Also bin ich wieder zu ihm ins Kinderzimmer gegangen und hab ein Weilchen mit ihm gespielt. Nach relativ kurzer Zeit war er dann aber wieder auf Damm und der Schalk kehrte in seine Augen zurück.
Nun bin ich gespannt, ob die nächsten Tage noch was davon zurück bleibt. Heute ist mein Kleiner bei meinen Eltern aber ich habe schon das Gefühl, dass er immer noch sehr verletztlich ist. Mal schauen, wie schnell er sich von diesem Erlebnis erholt und wie er sich dann entwickelt.
Nun ist erstmal eine längere Pause angesagt. Im Sommer gehts dann weiter mit Stimm- und Sprechübungen. Da wird mit dem Mikrophon gearbeitet, und auch der Papa soll dann zum Zuge kommen. Bin ja mal gespannt, auf was die 3. Runde dann hinaus läuft.
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22.4.2006 |
Was war das heute jetzt für ein Tag? Der fing doch so normal an. Die Kinder spielen draussen, Remo rupft Blumen aus (diesmal bei mir und nicht beim Nachbarn), Luana quängelt rum, also alles wie immer. Auch der Mittag war noch ganz normal. Hab Remo ins Bett gebracht, nach einer halben Stunde steht er grinsend wieder auf. Nochmal ab ins Bett (es hätte ja sein können), doch auch aus dem zweiten Versuch wird nichts. Also Remo mit raus genommen und im Garten noch etwas Unkraut gejätet. Langsam wurde Remo dann doch etwas liderlich, also ihn geschnappt und um halb vier doch noch mal ins Bett gelegt. Dort schlief er auch sofort ein (besser ein spätes Mittagsschläfchen als stundenlang ein quängelndes Kind).
Dann hab ich mit Luana Eis geschlemmert, noch eine Erdbeertorte gemacht und eine Stunde später bin ich meinen Kleinen wieder holen gegangen. Der brummelte nur was von 'lafe' (schlafen). Ne, das gabs um die Uhrzeit nicht mehr. Hab ihn mit runter geholt, ihm Erdbeertorte vorgesetzt, doch der guckte nur angewidert zu Seite. Da merkte ich erst, dass mein Kleiner ziemlich heiss war. Fieber, und zwar wie angeworfen. Da hab ich Remo aufs Sofa gebettet und Luana stationierte sich neben ihm auf einer Matte am Boden ein. Sie hat ihn noch ganz lieb zugedeckt (und jetzt weiss ich, dass das ein Fehler war). Später ging sie dann wieder raus spielen.
Auf einmal begann Remo ganz komisch mit den Armen zu zucken. Ich hin, ihn auf den Arm genommen und da wusste ich sogleich, dass dies ein Fieberkrampf sein musste. Er atmete nicht mehr richtig, röchelte irgendwie und schäumte dabei ein wenig, auch verdrehte er die Augen urkomisch, so dass man nur noch weiss sah. Remo war wie weg getreten, in seiner eigenen Welt. Dann wurde er bleich und bleicher im Gesicht, auch hatte ich schon fast das Gefühl, die Lippen würden sich blau verfärben. Nach etwa einer Minute löste er sich wieder und atmete wieder normal. Doch dann wurde er auf einmal steif, machte sich hart wie ein Brett. Noch 10 Sekunden, dann war der Spuk vorbei. Remo war aber noch nicht ganz bei uns - er lag nur noch ganz apathisch in unseren Armen.
Die Nachbarin hab ich schnell rüber gerufen und sie bewahrte für mich einen kühlen Kopf. Sagte mir, ich solle ihm Fieber messen gehen (39,8° !), ein Zäpfchen geben, ihm kalte Tücher auf die Stirne legen und dann seinen Kinderarzt anrufen. Ich hab alles ganz automatisch gemacht, so wie es mir die Nachbarin gesagt hat. Irgendwie stand ich etwas neben mir, war vom Gefühl her eher eine Beobachterin als die Mutter dieses armen Kleinen. Das ist wohl mein Selbstschutz - ich stecke die Gefühle komplett zurück, damit ich noch funktioniere - und dann einen Tag später kommt alles hoch und dann werd ich es verdauen.
Remo glühte noch eine Stunde lang weiter vor sich hin, schlief auch grösstenteils, dann hatten wir das Fieber wieder runter. Das ist auch das, was uns der Arzt am Telefon gesagt hat. Wir müssen unbedingt das Fieber runter bringen und Remo noch Tröpfchen geben, dann sollte es von alleine besser werden.
Jetzt ist mein Kleiner im Bett am schlafen, und morgen ist alles bestimmt wieder normal. Nur mir graut vor morgen, denn dann werd ich so langsam realisieren, was da passiert ist. Ist schon krass, wenn das eigene Kind für eine Minute lang völlig weg ist und du weisst nicht, wie du es wieder zurück holen kannst.
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